Gesundes Harburg: Wenn Strategien lebendig werden
Manchmal sind es die lokalen Projekte, die einen am meisten begeistern. Solche, bei denen man spürt: Hier entsteht wirklich etwas Bedeutsames für echte Menschen im echten Leben.
Am 8. Mai 2025 durfte ich die Harburger Gesundheitskonferenz begleiten – ein Event, das unter dem Motto „Gesundes Harburg – von der Vision zur Umsetzung“ zeigte, wie kommunale Gesundheitsförderung funktionieren kann. Was dabei entstanden ist, war mehr als ein Graphic Recording: Es war die Visualisierung einer lebendigen Vision für einen ganzen Stadtteil.
Wenn der Bezirk zur Bühne wird
Hamburg-Harburg hat viele Gesichter: urbane Quartiere und fast ländliche Bereiche, Studierende und alteingesessene Familien, innovative Unternehmen und traditionelle Strukturen. Diese Vielfalt war auch in der Konferenz spürbar – und sie wurde zur Stärke des Projekts.
Das Bezirksamt Harburg und das GKV-Bündnis für Gesundheit hatten nicht einfach eine weitere Gesundheitskonferenz organisiert. Sie hatten einen Raum geschaffen, in dem Strategie und Alltag, Vision und Praxis aufeinandertreffen konnten.
Von der integrierten Strategie zum lebendigen Quartier
Links: Der Ist-Zustand und die Strategieebene
Was mich sofort fasziniert hat: Die Konferenz begann nicht mit abstrakten Gesundheitszielen, sondern mit einer integrierten kommunalen Strategie. Gesundheitsförderung wurde als Querschnittsaufgabe verstanden, die alle Bereiche durchzieht:
- Stadtentwicklung, die sowohl urbane als auch ländliche Bereiche Harburgs mitdenkt
- Bewegungsförderung für alle Generationen – besonders für Kinder und Jugendliche
- Psychische Gesundheit als gesellschaftliche Aufgabe
- Hitzeaktionspläne – ein Thema, das angesichts des Klimawandels immer wichtiger wird
- Beteiligungsformate, die Menschen wirklich ernst nehmen
Zentrum: Netzwerk als Herzstück
In der Mitte des Graphic Recordings entstand das, was den Erfolg ausmacht: echte Netzwerkarbeit. Nicht das theoretische Gerede über Kooperation, sondern konkrete Zusammenarbeit mit klaren Erfolgsfaktoren:
- Stabilität in den Strukturen
- Professionelle Moderation der Prozesse
- Ausreichende Ressourcen für nachhaltige Arbeit
- Gemeinsame Zielklarheit aller Beteiligten
Der Satz, der mich am meisten beeindruckt hat: „Wir bringen Gesundheit in die Quartiere!“ Das ist keine hohle Phrase, sondern ein konkreter Arbeitsauftrag für die lokalen Vernetzungsstellen.
Rechts: Die Vision wird greifbar
Und dann geschah das, was gutes Graphic Recording ausmacht: Die abstrakte Vision wurde zu konkreten, lebendigen Bildern.
Der gesundheitsförderliche Raum bekam Gesichter: Kinder beim Wasserspiel, Senior*innen auf der Bank, Menschen beim Radfahren, Gärtnern, Tanzen. Mittendrin ein Café – Symbol für soziale Wärme und Begegnung.
Diese Szene war keine romantische Verklärung, sondern konkrete Umsetzung der Adipositasprävention und sprachsensiblen Gesundheitsförderung.
„Ich kann was tun!“ – Empowerment sichtbar machen
Was diese Konferenz besonders gemacht hat: Sie hat Menschen nicht zu Objekten von Gesundheitspolitik gemacht, sondern zu Akteur*innen ihrer eigenen Gesundheit.
„Ich kann was tun!“ – dieser Satz, der im Graphic Recording prominent steht, fasst zusammen, worum es wirklich geht: Selbstwirksamkeit stärken, Menschen befähigen, ihre Lebenswelt gesundheitsförderlich zu gestalten.
„Gemeinsam mehr Wirkung entfalten!“ – hier zeigt sich das systemische Verständnis: Gesundheit ist keine individuelle Aufgabe, sondern eine gemeinsame Aufgabe aller Akteure.
Das lokale Gesundheitszentrum als Knotenpunkt
Besonders beeindruckt hat mich die Idee des lokalen Gesundheitszentrums Harburg. Nicht als weitere Behörde, sondern als echter Service: Beratung, Unterstützung, Weitervermittlung. Ein Ort, der Netzwerke nicht nur koordiniert, sondern erlebbar macht.
Diversität als Stärke
Was mich als Graphic Recorderin besonders gefreut hat: Die realistische Darstellung von Diversität. Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher körperlicher Verfassung – alle gehören zum gesunden Harburg dazu.
Das ist nicht politisch korrekte Dekoration, sondern die logische Konsequenz sprachsensibler und inklusiver Gesundheitsförderung.
Wenn Strategie Emotion weckt
„Harburg kann gesund UND bunt!“ – dieser Gedanke zieht sich durch das ganze Graphic Recording. Es zeigt: Gesundheitsförderung muss nicht grau und langweilig sein. Sie kann Freude machen, inspirieren, verbinden.
Das Graphic Recording macht diese emotionale Dimension sichtbar. Es übersetzt trockene Strategiepapiere in lebendige Bilder, die Menschen motivieren und mitnehmen.
Die Kunst der lokalen Übersetzung
Was diese Konferenz so wertvoll gemacht hat: Sie hat abstrakte Gesundheitsziele in konkrete Harburger Realitäten übersetzt.
- Wie sieht Bewegungsförderung in einem Stadtteil aus, der sowohl urban als auch ländlich geprägt ist?
- Wie funktioniert psychische Gesundheitsförderung in einer diversen Stadtgesellschaft?
- Wie werden Hitzeaktionspläne zu gelebter Nachbarschaftshilfe?
Diese Übersetzungsleistung sichtbar zu machen, war eine der spannendsten Aufgaben als Graphic Recorderin.
Netzwerkarbeit visualisieren
Eine besondere Herausforderung: Wie visualisiert man Netzwerkarbeit? Wie macht man Kooperationen sichtbar, ohne sie zu verkitschen?
Die Lösung lag in der prozessualen Darstellung: Von der Strategieentwicklung über die Netzwerkbildung bis zur konkreten Umsetzung im Quartier. Das Graphic Recording zeigt den Weg – und macht deutlich, dass dieser Weg gemeinsam gegangen wird.
Ressourcen und Realität
Was mir besonders gefallen hat: Die Konferenz hat auch über Ressourcen gesprochen. Nachhaltige Gesundheitsförderung braucht nicht nur gute Ideen, sondern auch Geld, Personal und Zeit.
Diese Ehrlichkeit sichtbar zu machen, gehört zur professionellen Verantwortung als Graphic Recorderin. Schöne Visionen sind nur dann wertvoll, wenn sie realistisch umsetzbar sind.
Von der Konferenz ins Quartier
Das Schönste an diesem Graphic Recording: Es ist nicht das Ende eines Prozesses, sondern der Anfang. Die Visualisierung wird in Harburg weiterleben – in Büros, Beratungsstellen, Quartierszentren.
Menschen werden darauf zeigen und sagen: „Da wollen wir hin!“ Oder: „Das machen wir schon!“ Oder: „Hier können wir ansetzen!“
Lokales Graphic Recording als gesellschaftlicher Auftrag
Projekte wie die Harburger Gesundheitskonferenz zeigen: Graphic Recording ist nicht nur ein Tool für Großkonzerne oder internationale Konferenzen. Es ist ein Instrument für lokale Demokratie, für Bürgerbeteiligung, für gelebte Nachbarschaft.
Wenn ich Strategien für ganze Stadtteile visualisiere, trage ich Verantwortung für Menschen, die dort leben, arbeiten, alt werden wollen. Diese Verantwortung nehme ich ernst.
Ausblick: Harburg wird gesund
Die Konferenz war ein Anfang. Jetzt geht die eigentliche Arbeit los: die Umsetzung. Das Graphic Recording wird dabei eine wichtige Rolle spielen – als Erinnerung, als Motivation, als gemeinsame Vision.
Denn manchmal ist das die schönste Aufgabe als Graphic Recorderin: nicht nur zu dokumentieren, was war, sondern sichtbar zu machen, was werden kann.
Die Harburger Gesundheitskonferenz hat gezeigt: Lokale Gesundheitsförderung funktioniert, wenn alle mitmachen. Als Graphic Recorderin durfte ich Teil dieser inspirierenden Gemeinschaftsaufgabe sein.
Sie planen ein lokales Projekt, das Menschen bewegen soll? Sprechen Sie mich gerne an. Manchmal braucht es visuelle Übersetzung, um aus Strategien gelebte Realität zu machen.
